Nach knapp drei Stunden Canyoning in der Starzlachklamm, saß ich auf dem Rand eines kleinen, von der Natur geformten Whirlpools und blickte auf das finale Highlight der Tour: Die steinerne Rutsche sah von unten definitiv flacher und kürzer aus. Vor mir ging es etwa 15 Meter steil bergab – in ein Becken mit unbekannter Tiefe. Ob das eine gute Idee war?
Erst mal ins Naturfreibad
Ausgangspunkt für das zweite Highlight unserer Outdoor-Sport-Expedition war wieder unser Dethleffs Globebus. Im Gegensatz zu unserer Klettersteig-Tour mit der Bergschule Kleinwalsertal, waren wir aber dieses Mal nicht zu spät, sondern einige Stunden zu früh dran. Wir hatten unser Wohnmobil bereits früh morgens abreisebereit gemacht und verließen das Kleinwalsertal in Richtung Sonthofen im Allgäu. Dort waren wir um 14 Uhr mit Chris von den Canyonauten für eine Canyoning Tour in der Starzlachklamm verabredet.
Die Fahrt über die Allgäuer Landstraßen dauerte keine Stunde und so kamen wir bereits um 11 Uhr am Ausrüstungslager der Canyonauten an. Es war ein heißer Tag und bereits um diese frühe Zeit herrschten gefühlte 30 Grad. Wie beim Universum bestellt, befand sich direkt gegenüber ein wunderbares Naturfreibad und wir nutzten die verbleibende Zeit für ein erfrischendes Bad und ein Sonnenbad auf der Wiese.
Ausrüstung für die Canyoning Tour
Um Punkt 14 Uhr standen wir vor dem Ausrüstungslager der Canyonauten. Hier herrschte inzwischen geschäftiges Treiben: Ausrüstung wurde zusammengepackt, Boote verladen und Anhänger rangiert. Aber nicht nur für unsere Tour. Die Halle dient auch anderen Outdoor-Sport-Anbietern als Ausgangspunkt für ihre Touren.
Nachdem uns Chris begrüßt hatte, wurden wir mit Equipment versorgt. Ich hatte zwar meinen eigenen Helm und den Brustgurt für die GoPro dabei, aber normal bekommst du alles vor Ort: Neoprenanzug, Helm, Gurt, Neoprensocken und Schuhe. Ausser einer Badehose brauchten wir nichts mitbringen.
Wer keine wasserfeste Kamera hat, braucht auf Beweisfotos für die Daheimgebliebenen übrigens nicht verzichten. Während der Tour schießen die Canyonauten ausreichend Fotos, die du später kostenlos von der Webseite herunterladen kannst.
Außer Sebastian und mir, waren noch Merle und Daniel für die Tour angemeldet. Die beiden hatten einen Gutschein für die Tour geschenkt bekommen. Eine gute Geschenkidee wie ich finde. Als wir alle vier ausgerüstet waren, ging es mit dem Canyonauten-Bus zum Parkplatz an der Starzlachklamm.
Es folgte die erste große Herausforderung der Tour: Das Anziehen des Neoprenanzugs. Die Sonne brannte inzwischen mit voller Kraft auf den unbeschatteten Parkplatz und während wir uns Zentimeter für Zentimeter in die Anzüge vorarbeiteten lief der Schweiß nur so an uns herunter.
Zustieg in die Starzlachklamm
Der kleine Brunnen am Parkplatz war eine willkommene Abkühlung, bevor wir uns auf die zwanzigminütige Wanderung zum Startpunkt der Canyoning-Tour machten (Der Eintritt zur Klamm in Höhe von 3 Euro ist im Tourenpreis enthalten). Obwohl wir die Neoprenanzüge nur bis zur Hüfte angezogen hatten und Bäume und Felsen zwischendurch immer wieder Schatten spendeten, war der Anstieg bei diesen Temperaturen schweißtreibend. Die Vorstellung sich einfach in die erfrischende Starzlach fallen zu lassen gewann immer mehr an Reiz.
Abkühlen und Sicherheitseinweisung
Nach einer letzten, in den Stein gesprengten Passage hatten wir unser Ziel erreicht. Erst mal hieß es: Abkühlen! Also alle rein in den Bach und abtauchen. Anschließen versammelten wir uns im Halbkreis um Chris und folgten aufmerksam seiner Sicherheitseinweisung. Er erklärte uns den Umgang mit den Karabinern, das Abseilen, die Sprungtechnik, die Zeichensprache und das grundsätzliche Verhalten beim Canyoning.
Abseilen durch den Wasserfall
Nachdem wir uns dann vollständig in unsere Neoprenanzüge gepresst hatten und Helm und Gurt sicher saßen, ging es los. Unsere Gruppe bestand vollständig aus Canyoning-Neulingen und so wusste keiner wirklich, was uns erwartete. Chris vermittelte aber einen souveränen Eindruck, so dass wir uns gut aufgehoben fühlten und die Vorfreude auf die Tour überwog.
Das erste Highlight lag nur wenige Schritte vom Startpunkt entfernt. Die, mit acht Metern höchste Abseilstelle der Tour hob den Adrenalinspiegel direkt am Anfang auf die Reiseflughöhe für die kommenden zwei Stunden. Während man durch den Wasserfall abgeseilt wird, bekommt man einen ersten Eindruck mit welcher Kraft das Wasser sich hier über Jahrtausende seinen Weg durch den Fels gebahnt hat.
Das Becken unterhalb des Wasserfalls bietet dann auch die erste Möglichkeit für einen Sprung. Wie die meisten Sprünge in der Starzlachklamm, ist auch dieser optional. Bis auf ein kleines, eher harmloses Stück im Mittelteil gibt es immer einen Chickenway, so dass jeder Teilnehmer seine Grenzen selbst stecken kann. Für uns hieß es natürlich rauf auf den drei Meter hohen Felsen und mit der erlernten Sprungtechnik wieder runter.
Bis zum Mittelteil verengt sich die Starzlachklamm teilweise bis auf einen Meter, sodass man mit ausgestreckten Beinen zwischen den beiden Wänden stehen kann. Der Fluss hat sich hier über viele Jahrtausende in den Stein gefressen, sodass die Wände neben einem mehrere Meter empor ragen. Auf dem Weg dorthin forderte uns die Klamm mit einem Highlight nach dem anderen: Rutschen, Abseilstellen, Sprünge, Geh- und Schwimmpassagen. Neben dem sportlichen Reiz war ich durchgehend von diesem gigantischen Naturbauwerk beeindruckt, das einem sehr eindrucksvoll die Kraft des Wassers vor Augen führt.
Höchster Sprung: Etwa 7 Meter
Auf die Frage „Wer hat Lust auf den höchsten Sprung der Tour?“ bekam Chris im Mittelteil drei „hier“ als Antwort. Dazu mussten wir wieder aus der Klamm raus und ein paar Meter bergauf über den Wanderweg, den wir auch schon zu Beginn aufgestiegen waren. Wir kletterten über das Geländer an dem wir uns gleichzeitig sicherten. Die Höhe des Sprungs beträgt etwa sieben Meter und die Bedenkzeit vor dem Sprung war hier deutlich länger, als bei den niedrigeren Sprüngen zuvor.
Anschließend öffnet sich die Klamm und die Sonne begleitete uns für den Rest des Weges. Bis zum finalen Highlight, der bereits in der Einleitung erwähnten 15 Meter langen Rutsche, lässt es die Starzlach dann etwas ruhiger angehen. Aber das ist nur die Ruhe vor dem Sturm. Über drei kleinere Rutschen bahnen wir uns den Weg bis zum letzten Becken vor der spektakulären Abschlussrutsche. Hier hingen wir nun über dem Rand und hatten beim Blick in die Tiefe vermutlich alle die gleiche Frage im Kopf: „Da soll ich runter rutschen?“.
15 Meter Naturrutsche zum Abschluss
Chris machte uns die Entscheidung aber leicht. In einem ersten Durchlauf konnten wir uns bis zur Hälfte abseilen und ab dort mit der Rutschparie beginnen. Wer danach noch Lust hat, konnte noch mal hochgehen und ohne Seil von ganz oben starten. Deal! Die Rutsche war zwar steil, aber längst nicht so hart wie auf den ersten Blick von oben vermutet. Und wann hat man schon mal die Gelegenheit, über 15 Meter Felsen in einen Wildbach zu rutschen? Also ging es zur zweiten Runde nach oben und ohne Seil wieder runter. Eine irre Erfahrung, die du dir nicht entgehen lassen solltest, wenn du diese Tour mal mit den Canyonauten gehst!
Nach der Rutsche wird die Starzlach so flach und breit, dass sie sich in ein sanftes Bächlein verwandelt und nichts von unserem gerade erlebten Abenteuer vermuten lässt. Einige Meter folgten wir noch dem Bachlauf, bis es über den Wanderweg zurück zum Auto ging. Die letzte Herausforderung der Tour bestand dann darin, wieder aus den Neoprenanzügen herauszukommen.
Fazit: Canyoning in der Starzlachklamm mit den Canyonauten
Ab dem ersten Sprung war ich mit dem Canyoning Virus infiziert. Die Kombination aus sportlicher Herausforderung und beeindruckendem Naturschauspiel ist einfach Klasse. Dem Weg des Wassers zu folgen, den es sich sich seit tausenden von Jahren durch den Fels gebahnt hat, führt einem die unbändige Kraft der Natur vor Augen.
Die Canyonauten haben uns ein unvergessliches Erlebnis bereitet. Guide Chris hat uns im Vorfeld gut vorbereitet und auch während der Tour bestens betreut. Gleichzeitig sorgte er durch seine lockere Art und artistischen Einlagen für eine gute Stimmung auf der Tour. Den ganzen Tag haben wir uns wohl gefühlt und das grandiose Wetter hat sein Übriges dazu beigetragen, den Tag einfach perfekt zu machen.
Canyoning stand, ebenso wie einen Klettersteig zu begehen, schon lange auf meiner ToDo Liste. Und auch wenn ich daran jetzt einen Haken machen kann, war es sicherlich nicht meine letzte Canyoning Tour. Wenn du auch Lust hast eine Canyoning Tour im Allgäu zu unternehmen, kann ich dir die Canyonauten uneingeschränkt weiterempfehlen. Im Programm stehen auch aussergewöhnliche Touren auf Mallorca oder Heli-Canyoning im Tessin. Ein Blick auf die Homepage mit dem aktuellen Programm lohnt sich!
Die Tour durch die Starzlachklamm ist für sportliche Anfänger perfekt geeignet, da viele Schlüsselstellen optional sind und jeder Teilnehmer so selbst entscheiden kann wie viel Action er sich zutrauen möchte. Angeboten wird die Tour je nach Teilnehmerzahl täglich um 9 Uhr und um 14 Uhr zum Preis von 89 Euro.
Kontaktdaten:
Die Canyonauten
An der Eisenschmelze 14
87527 Sonthofen
Telefon: 08321 – 220 54 77
Web: https://www.canyonauten.de/
E-Mail: kontakt@canyonauten.de
Transparenz ist mir wichtig: Dieser Bericht entstand in Kooperation mit den Canyonauten. Wir wurden vom Veranstalter zu dieser Tour eingeladen. Wie bei allen meinen Artikeln kannst du dir aber sicher sein, dass du hier nur meine ehrliche Meinung findest und ich nur die Dinge empfehle, die mich wirklich überzeugt haben.
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